Hüttentour mal anders: 3 Gänge in 3 Hütten
Eine kulinarische Wanderung. Zur Vorspeise lockt die Sonna Alp, den Hauptgang nehmen wir auf der Maxhütte, das Dessert gibt´s in der Bühlalpe. Und das alles auf bequemen Wegen.
Kurzurlaub mit Langzeitwirkung
Meine Freundin Cecilé und ich sitzen in Riezlern auf der Terrasse des„Cantina“ und lassen uns frischen Pfefferminztee schmecken. Unsere Köpfe sind zur Sonne ausgerichtet, die Beine lang ausgestreckt. Einer der grünblauen Skibusse düst an uns vorbei. „Hm, den nächsten Bus Richtung Hirschegg nehmen wir dann, oder?“, fragt Cecilé. Ich schiele auf die Uhr: 10.15 Uhr. Ja, der nächste gehört uns, denke ich mir, dann haben wir für unsere Tour genügend Zeit für kulinarische Vergnügen, Sonnenbaden und erwischen in jedem Fall die letzte Talfahrt.
Zwei Wochen später saßen wir im Auto Richtung Riezlern, vor uns ein langes Wochenende, das wir mit Wandern auf bequemen Wegen und viel Naturerlebnis verbringen wollten. Leckeres Essen hält bekanntlich Leib und Seele zusammen, und für den Nervenkitzel war ein Casinobesuch vorgesehen. Auf der gut 3-stündigen Anreise blieb selbstverständlich genügend Zeit, uns über den jeweiligen Status der lädierten Knie auszutauschen, und wir kamen einstimmig zu dem Ergebnis, dass das Kleinwalsertal unser Wander-Comeback wird. Für alle Fälle hatten wir aber unsere „Alpenstrapse“ im Gepäck: Als „Alpenstrapse“ bezeichnete mein Orthopäde liebevoll die orthopädische Kniebandage – sympathisch, finden Sie nicht? Also, alles gut, alles dabei – Kleinwalsertal, wir kommen!
Gegen 11 Uhr stiegen wir an der Haltestelle „Walserhaus“ aus dem Bus der Linie 1 und befanden uns praktischerweise auch schon am Ausgangspunkt unserer Wanderung. „Aufgestrapst“ und bewaffnet mit Karte, Kompass und Kamera ging es bergwärts – sicher ist sicher ...
Lunchtime
Wir hatten uns für die erste Etappe viel Zeit gelassen und standen nun pünktlich wie die viel zitierten Maurer um 12 Uhr vor der Hütte. „Gut ist es gegangen, aber jetzt hab’ ich Hunger“, erkläre ich Cecilé, die mit einem strahlenden Lachen stumm zustimmt. Auf der Terrasse tummeln sich sonnenhungrige Skifahrer und Winterwanderer. Wir lassen die Außenanlage links liegen und gehen rein. „Servus“, werden wir am Eingang begrüßt, „wollt´s essen?“ Ja, wollen wir. Kurz wird die Personenzahl geklärt und wir werden um ein wenig Geduld gebeten, es wird ein Tisch für uns hergerichtet. Für die Wartezeit gibt es ein Schnäpschen aufs Haus. Wir fühlen uns bestens bedient und lassen die Gläser klirren. Keine Viertelstunde später nehmen wir Platz und studieren die Karte. Unsere Wahl fällt auf gebackenen Limburger an Salatbukett. Es schmeckt vorzüglich, auch die Hütte selbst hat es uns angetan: Moderner Alpenstil, kein Kitsch, dafür viel guter Geschmack bei der Dekoration. Das gleiche gilt für die Küche: Einfache, typische Gerichte, neu interpretiert und herrlich frisch zubereitet.
Es würde uns nicht wundern, wenn gleich eine dicke Eule auf einem Ast landen und zum Plausch einladen würde … Wir pirschen weiter und sehen nach der nächsten Biegung schon die Hütte samt vorbeisausender Skifahrer. Die Eulen flattern aus unseren Fantasien, denn wir stehen sehr real vor einer kleinen, urigen Hütte mit obligatorischer Sonnenterrasse. Ein Schild weist auf die „Freundliche Selbstbedienung“ hin. Wir folgen der Aufforderung und treten in die Stube mit dem großen Kachelofen ein. „Fast schade, dass es nicht stürm und schneit“, meine ich, „dann hätten wir uns an den Ofen setzen können, aber bei dem Wetter ...“ Unsere Wahl fällt auf deftigen Eintopf, den uns der Hüttenwirt (ein echtes Walser Original!) höchstpersönlich und wortreich über die Theke schiebt. Wir schlüpfen wieder hinaus, des Wetters wegen, und lassen es uns schmecken. Noch ein Haferl Kaffee, dann geht´s zurück auf den Hauptweg – Richtung Dessert.
Um 17.30 Uhr fährt der Zaferna-Sessellift das letzte Mal talwärts, wir haben noch Zeit für ein kleines Verdauungsnickerchen. Die Knie haben gehalten, so gut, dass wir uns kurzfristig überlegen, von hier direkt ins Tal nach Baad abzusteigen. „Wäre ja nur eine gute halbe Stunde“, meint Cecilé … Wir sind aber vernünftig und wandern auf bekanntem Terrain wieder zurück zur Zaferna-Bergstation (ca. 25 Minuten) und gondeln knieschonend ins Tal, schließlich wollen wir morgen zu unserer nächsten Winterwanderung aufbrechen – unser Comeback ist geglückt.
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