Trailrunning - Daniel Jochum | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Philipp Reiter

11. Sep. 2015 · Sommeraktivitäten
Daniel Jochum

Gore-Tex Transalpine Run 2015

Nach der Walser Trail Challenge ist vor der Walser Trail Challenge. Der Walser Daniel Jochum liegt deshalb nicht auf der faulen Haut...

Hier berichtet er von seiner Teilnahme am Gore-Tex Transalpine Run 2015. Los ging es im benachbarten Oberstdorf:

Vom 29. August bis zum 05. September startete ich zusammen mit Patrick Caprano beim wohl härtesten Etappenrennen in Europa: GORE-TEX TRANSALPINE RUN (286 km / 16.310 hm)

Mein Ergebnis: 33:44.31 h | Gesamt: 9. Rang

Gore-Tex Transalpine run  | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: PlanB Event Company GmbH

8 Etappen | 4 Länder | 2 Läufer | 1 Traum

"Der TAR ist eine Alpenüberquerung in acht Etappen, bei der die Athleten in Zweier-Teams vom bayrischen Oberstdorf Deutschland) über Lech und St. Anton am Arlberg bis nach Landeck (alle Österreich) weiter in die Schweizer Orte Samnaun und Scuol bis ins italienische St. Valentin und schlussendlich nach Sulden laufen."

Nach langer Bearbeitung ließ ich mich doch darauf ein und lief nochmals mit meinem Partner vom Vorjahr und guten Freund, Patrick Caprano. Meinem Supporter Martin Tykal vom NTC Trailrunning-Shop in Oberstdorf und der Firma Salomon verdanke ich den Startplatz bei diesem legendären Event, ebenso wie die perfekte Ausrüstung von Salomon und Suunto.

Trailrunning - Daniel Jochum | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Philipp Reiter

Tag 01: Oberstdorf (D) - Lech (A) | 34,6 km | 2.083 hm

"Der Auftakt des TAR führt über die Allgäuer Alpen von Oberstdorf über die 2214m hohe Fiderescharte und den 1688m hohen Schrofenpass nach Warth im Lechtal."

Das späte Start um 10:00 Uhr und die unbarmherzige Mittagshitze setzte den Teilnehmern ordentlich zu und erforderte eine kluge Renneinteilung. Auch ich blieb von den Strapazen der Hitze nicht verschont und kämpfte mich in 4:42.27 h bis nach Lech. Das bedeutete erstmals den 10. Rang.

Daniel Jochum | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: PlanB Event Company GmbH

Tag 02: Lech (A) - St. Anton (A) | 24,7 km | 1.899 hm

"Vom Skiort Lech im Herzen der Lechtaler Alpen führte die zweite Etappe  zunächst extrem steil über verwinkelte Trails auf den 2339m hohen Rüfikopf, den „Hausberg“ von Lech. Über die Rauhekopfscharte (2415 m) und das Erlijoch (2430 m) im Herzen der Lechtaler Alpen ging es über wunderschöne Steige ins Almajurtal und zur 1922m hoch gelegenen Erlachalpe. Der zweite lange Anstieg auf dieser Etappe brachte uns auf das 2543m hohe Valvagehrjoch unterhalb der berühmten Valluga, bevor der letzte Downhill steil hinunter nach St. Anton ging."

Hier hatte ich viel Freude, da der erste Anstieg im kühlen Schatten bewältigt wurde. Ich tänzelte mich nach oben und überholte ständig mehr Teams. Oben angekommen wurde der Lauf ein Spiel mit dem Trail - Es lief... In den letzten Downhill brannte es dann aber wieder richtig rein.

Nach 3:40.30 h erreichten wir auf dem 9. Rang das Ziel in St. Anton. In den gemütlichen Liegestühlen beim Stand des NTC Trailrunning Shop erholte ich mich hervorragend!

Gore-Tex Trailrun-Event | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: PlanB Event Company GmbH

Tag 03: St. Anton (A) - Landeck (A) | 39,9 km | 2.019 hm

Auch wenn wir bei dieser Etappe keinen Berg oder Pass überquert haben, war sie nicht weniger schön... Von St. Anton weg führte der erste Anstieg hinauf bis zur Abzweigung zur Leutkirchner Hütte und genauso schnell wieder hinunter nach Pettneu. Einige Kilometer flach am Inn entlang (das war schön kühl) und ab Flirsch hinauf ins Skigebiet. Im Gegensatz zu den schönen Waldwegen im Aufstieg wurde der Downhill nach Plans auf der Teerstraße hinunter gebolzt... Die letzten 7 Kilometer bis nach Landeck waren nochmals leicht kupiert und machten viel Spaß. 

Obwohl wir ein tadelloses Rennen liefen und uns immer versuchten an die Spielregeln zu halten, wurde uns auf dieser Etappe ein leichtsinniger Fehler zum Verhängnis: 1 h Zeitstrafe wegen zu wenig Flüssigkeit... Hätte man sicher vermeiden können! Somit anstatt 05:01.17 h leider 06:01.17 h und damit nicht Platz 8, wie erwartet, sondern Platz 27...

Ziel erreicht | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: PlanB Event Company GmbH

Tag 04: Landeck (A) - Samnaun (CH) | 45,7 km | 2.861 hm

"Die Königsetappe von Landeck bis hoch zum Fisser Joch (2.432m) hielt den längsten Anstieg beim TAR bereit. Über das Arrezjoch bis zur Ochsenscharte zieht es sich nochmals ganz schön nach oben. Zeit, um die Aussicht zu genießen, blieb allerdings wenig. Nach 8 flachen bis leicht ansteigenden Kilometern erreichte man das Ziel am Ortseingang von Samnaun.

Die Taktik bei jeder Etappe war gleich:

- Gut hydriert an den Start gehen
- Langsam anfangen und vorarbeiten
- Abwechselnd Iso und Wasser trinken
- Bei Sußi an V2 gibt´s Suppe
- Kühlen Kopf wahren (Wasser in´s Gsicht bei jeder Gelegenheit)
- Das Ding bis zum Ende durchziehen

Nach 6:05.49 h erreichten wir diesmal mit dem 7. Rang das Ziel. Vom Plan wurde nicht abgewichen ;)

Die Jagd beginnt | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: PlanB Event Company GmbH

Tag 05: Bergsprint Samnaun | 6,23 km | 731 hm

Was jetzt lächerlich erscheint, hat´s ganz schön in sich! Der Bergsprint - als "Ruhetag" verpönt - ist meine Lieblingsetappe.

Die Teams starten im 20Sekunden Abschnitt in umgekehrter Reihenfolge, d.h. die Führenden ganz zum Schluss, aber jeder läuft für sich. Das Problem kommt dann im Anstieg auf, wenn man nämlich die Langsameren überholen will... Der Regen weichte die Strecke noch zusätzlich auf und machte sie äußerst rutschig.

Für die Gesamtwertung wird dann die langsamere Zeit des Teams gewertet. Ich lief die Strecke in 47.48 Minuten und erzielte in der Einzelwertung den 9. Gesamt-Rang.

Gore-Tex Trailrunning | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: PlanB Event Company GmbH

Tag 06: Samnaun (CH) - Scuol (CH) | 37,1 km / 2.064 hm

"Die 6. Etappe ging vom zollfreien Samnaun durch die einsamen Silvrettaberge ins herrlich gelegene Scuol im Unterengadin. Erneut wurde auf dieser Etappe zweimal die 2700m-Marke überschritten. Nach einem langen Anstieg direkt vom Start in Samnaun zum Zeblasjoch (2539 m) und weiter zur Fuorcla Val Gronda haben wir dort endgültig die Grenze zur Schweiz überquert. Herrliche Trails brachten uns schließlich ins Val Laver und über den steilen Anstieg auf die Fuorcla Champatsch (2730 m) ins Ziel nach Scuol.

Ein herrlicher Tag! Ich fühlte mich prächtig am Start - das Wetter war ideal - die Stimmung gedrückt. Ich zog leichtfüßig hinauf zum Zeblasjoch (Puls um die 150 Schläge/Minute). Immer ein gutes Gefühl, einfach pudelwohl. Den letzten Anstieg half ich dann noch dem führenden Mixed-Tea Tuga Wear und schob die leicht-erschöpfte Dame nach oben.

Mit 4:39.19 h erreichten wir dann als 4. Team das Ziel in Scuol.

Pusteblume im Abendlicht | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Oliver Farys

07. Tag: Scuol (CH) - St.Valentin (ITA) | 37,8 km | 1.633 hm

"Auf der 7. Etappe wird am Schlinigpass (2261 m) die Grenze nach Italien bzw. Südtirol überschritten, was bedeutet, dass das Feld nach Überquerung des Alpenhauptkamms schließlich in den Südalpen ankam." Der spektakuläre Steig durch die Uinaschlucht ist ein wundervoller Anblick, der sich mir noch nie bot...

Das muss man gesehen haben. Genauso wie die einzigartigen Panoramatrails in der Sesvennagruppe - da schlägt das Läuferherz höher! Es rächte sich wohl, dass wir uns nicht an den Plan hielten... Patrick hatte mächtig zu kämpfen und konnte das spektakuläre Lauferlebnis leider nicht genießen.

Ich schob ihn die Anstiege hinauf und zog ihn durch die Ebene an seinen Stöcken. Am Ende belegten wir in 4:09.42 h den 8. Rang. Dafür wurden wir mit einem ausgezeichneten Abendessen im Hotel Etschquelle in Reschen am See belohnt!

Baum in der Natur | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Andre Tappe

08. Tag: St.Valentin (ITA) - Sulden (ITA) | 38,1 km | 1.599 hm

Leider liefen wir aufgrund des Neuschnees nicht die Originalroute über das Bärenjoch sondern die Alternativroute... Somit fiel der letzte Anstieg etwas kürzer aus. Dennoch eine schöne Etappe und ein grandioser Abschluss einer unvergesslichen Woche.

Am Anfang machte die Spitze ordentlich Tempo - es ging ja auch den Radweg bergab. So machte auch ich Tempo und bis V3 waren wir nicht weit abgeschlagen. Hier warteten dann auch unsere Abholer: Sarah, Papa, Wolfgang, Heide und Saskia. Das gab nochmal Kraft für den letzten Anstieg und die letzten Kilometer bis ins Ziel, die sich aber nochmal ganz schön zogen...

Mit 3:54.44 h liefen wir wieder auf Rang 4 in Sulden ein - krönender Abschluss!


Auf dem letzten Kilometer dachte ich noch einmal die vergangenen Tage zurück und freute mich auf das Ankommen. Man kann solche Gedanken nur schwer fassen: Einerseits ist man froh, dass es gleich vorbei ist - doch dann stellt man sich die Frage "Was denn nun...?"

Freude und Leid liegen bei diesem Event sehr nah beieinander, doch im Ziel sind alle Strapazen mit einem Mal vergessen. Sogleich stellt sich die Wehmut ein: Schon schade, dass es jetzt vorbei ist...

Es fehlt der gewohnte Ablauf: Ins Hotel - Zeug putzen - Dehnen - Duschen - EMS - Entspannen - Essen - Packen - Schlafen. Aber schon bei V2 sagte ich zu Sußi: "Heut brauch ma nich an morgen denken..."

Wir haben alles gegeben, was wir konnten und versucht, jeden Tag das Beste aus uns herauszuholen. Das Besondere an diesem Rennen war für mich, dass es mir gefühlt jeden Tag besser ging!

Ich möchte mich nochmal bei allen bedanken, die an mich/uns während diesen 8 Tagen an uns gedacht haben und mit uns gefiebert haben.

Außerdem gilt natürlich noch ein großer Dank all meinen Sponsoren und Gönnern, die mir das alles ermöglicht haben.

 

 

Website Daniel Jochum: http://daniel-jochum.jimdo.com/

Bilder © Philipp Reiter
Bilder © PlanB Event Company GmbH 

Trailrunning am Gipfelgrat | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Isaak Papadopoulos

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