Heuzug im Winter | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Stefan Heim

07. Jul. 2017 · Kultur
Stefan Heim

Heugewinnung früher: Der "Haizuug" ins Tal

Für unsere Großväter war die Heugewinnung eine der mühsamsten Aufgaben, aber unverzichtbar um zu überleben... Stefan Heim erzählt, wie der Heuzug ins Tal ablief. Mühsam, gefährlich, aber überlebenswichtig. So gewann man im Kleinwalsertal das Heufutter für die Kühe...

Heuzug im Winter | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Stefan Heim

Immer dem Futter nach!

Die Landwirtschaft war früher die Grundlage der Existenz für die Walser und somit auch für das Kleinwalsertal. Da im Tal kein Getreide wächst, war die Vieh- und Milchwirtschaft von großer Bedeutung. Die Arbeiten unterlagen einem gewissen Jahreszyklus. Im Frühjahr, wenn der Heuvorrat klein geworden ist, begann man das Vieh im Tal zu weiden. Möglichst bald zog man auf die „Vorsässe“ oder niederen Alpen und von dort im Sommer auf die mittleren und dann die höchsten Alpen. Im Herbst erfolgte diese Reihenfolge wieder talwärts. Im Oktober, wenn keine Beweidung mehr möglich war oder die ersten Schneefälle eingetreten sind, wurde das Vieh wieder in die unterschiedlichen Ställe gebracht und dort mit Heu den Winter hindurch gefüttert.

Heu im Winter | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Stefan Heim

Kräuterkraft für den Winter

Die Gewinnung eines guten und reichlichen Heuvorrates war bei den langen Wintern von größter Bedeutung. Das erste Heu lieferten die Wiesen im Tal. Im August oder September begann die Gewinnung des Bergheus, das an meistens steilen, für das Vieh gefährlichen Hängen wachsende, meist kurze und trockene, äußerst nahrhafte Futter, das hauptsächlich aus Kräutern besteht.

Transport des Heu | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Stefan Heim

Riskante Schlittenfahrt ins Tal

Die Gewinnung war eine äußerst anstrengende und mitunter auch gefährliche Arbeit. Hoch oben in den Bergen findet man teilweise heute noch kleine Hütten oder Scheunen, oft nur unter die Felsen gebaut, die notdürftig Schutz gegen das Wetter boten. Dort blieben die Heuer oft ein paar Wochen lang. Für die Milch nahmen sie meist ein paar Ziegen mit. Die Mäher mit der Sense und Heuer mussten oft den ganzen Tag Steigeisen oder sogenannte „Griiffschua“ tragen, um ihre Arbeit in diesem steilen Gelände bewerkstelligen zu können. Das Heu wurde dann in die Scheunen eingetragen oder es wurden sogenannte „Trischta“ errichtet. Dort verblieb es bis zum Winter, wo die Arbeit des „Haizuugs“ (Heuzug) begann. Das Heu wurde in feste „Burdena“ (Bündel) gebunden und mehrere dieser an einander hängend auf einen Schlitten gepackt und oft über gefährliche Schlittenbahnen zum Hausstall geführt.

Buurdenaseil | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Stefan Heim

Burdenaseil

„Burdenaseil“ zum Heu fassen, Seil mit 4 Holzteilen (Schleeg), die lose am Seil hängen und einer „Trüüa“ die fest am Seil befestigt ist, das Seil wird zickzackförmig über den „Zuug“ gelegt (siehe Abbildung).
Material: Hanf, Holz

„Faßräächa“ | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Stefan Heim

,,Faßrächa“

Faßrechen (Heurechen) zum „Burdena“ fassen und abziehen der „Burda“, 13-zähniger Rechen aus Eschenholz mit Stiel aus Buchenholz, Drahtverspannung.

„Haiberschuah“ | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Stefan Heim

„Haiberschuah“

Heuerschuhe für die Heuernte an steilen Hängen und in Bergmähdern, hohe Lederschuhe mit je zwölf Eisenbeschlägen.

Stefan Heim ist Leiter des Walser Museums und Chronist der Gemeinde Mittelberg. Derzeit koordiniert und entwickelt er mit anderen Beteiligten das neue Konzept für das Walser Museum. 
Mehr über die BAUSTELLE : MUSEUM und das MUSEUM : GUCKLOCH finden Sie hier

Walser Tracht | © Kleinwalsertal Tourismus eGen

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