Skitour am Ifen | ©  Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Antje Pabst

15. Mär. 2015 · Winteraktivitäten

Durch die Schneedünen des Gottesackers

Gottesackers göttliche Wege

Eine Düne ist gemeinhin eine Erhebung aus Sand, die vom Wind angeweht und abgelagert wird. Die Bildung von Dünen setzt das Vorhandensein von Sand und das Fehlen von Wasser oder einer geschlossenen Pflanzendecke voraus. Dünen bilden sich daher bevorzugt in trockenen (ariden) Klimazonen, können aber auch in humiden Gebieten auftreten, sofern die befestigende Vegetation beseitigt wurde.

Wanderweg am Ifen | ©  Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Antje Pabst

Wer jetzt aber glaubt, man könne Dünen nur an der Küste oder in der Wüste bewundern, der irrt. Der Kleinwalsertal-Kenner wird wissen, dass es auch in den Bergen auf rund 2.000 m Höhe eine wunderschöne Dünenlandschaft gibt – die Schneedünen des Gottesackerplateaus.

Am Tag nach meinem Schwarzwassertal-Abenteuer hat Frau Holle ihr weißes Pulver verschossen und ein Tag voller Sonnenschein ruft nach einem weiteren Erlebnis. Der Tag beginnt himmlisch blau mit goldenem Sonnenlicht. Jetzt fehlt eigentlich nur noch das herrlich frische Weiß dazu. Und so ist die Entscheidung für einen Tag auf dem Gottesacker-Winterwanderweg – einem der schönsten Winterwanderwege des Kleinwalsertals – schnell getroffen.

Schnee beim Ifen | ©  Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Antje Pabst

Die Fahrt mit den beiden Liften auf das „Dach der Walser Berge“ ist gemütlich, wenngleich ich zwischenzeitlich den Kragen meiner Jacke höher schlage, Stirnband und Handschuhe anlege und mich tiefer in die warme Funktionskleidung einkuschle. Die mächtige langgestreckte Felsenwand des Hohen Ifen leuchtet im warmen Licht der Morgensonne und ich freue mich auf den Tag.

Nur wenige Schritte reichen an der Bergstation aus, um sich von der Piste zu entfernen. Schon bald bin ich mittendrin in einer bizarren Winterlandschaft. Das Plateau, über welches ein breit gewalzter und gut präparierter Winterwanderweg führt, der wirklich von jedem zu meistern ist, ragt wie eine Insel aus dem Weiß in den blauen Himmel.

Skigebiet Ifen | ©  Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Antje Pabst

Schon Goethe wusste: „Die Gebirge sind stumme Meister und machen schweigsame Schüler.“ Sobald man sich von der Piste entfernt hat, genießt man die Stille einer wundervollen Winterlandschaft. Wie ein silbern funkelndes Diamantenmeer kommt der tief verschneite Gottesacker nun daher, auf dem nur noch das Knirschen des Schnees unter den eigenen Füßen und das Rauschen des Windes zu hören ist.

Vom Wind geformte Schneedünen zaubern eine besondere Atmosphäre, die immer neuen Aussichten auf dem Rundweg fesseln das Auge und sind gewaltig: Berge, soweit das Auge reicht. Mit jedem Schritt wird es leiser und bald ist es so still, dass es möglich ist, der Ruhe zuzuhören. Einsamkeit und Stille – ein Geschenk des Himmels in unserer leider oft allzu hektischen Zeit – regen zum Nachdenken an. Die Gedanken werden frei und beginnen zu fliegen.

Schneedünen - Ifen | ©  Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Antje Pabst

Ich nehme mir viel Zeit und betrachte die Landschaft etwas genauer. Dabei fällt mir nicht nur das silbern diamantene Glitzern der Oberfläche auf. Je nach Lichteinfall schimmern auch die Schneedünen in unterschiedlichen Farben, besonders mystisch erscheinen sie in einem besonderen Gletscherblau. Das muss man einfach gesehen haben!

Hin und wieder sehe ich frische Spuren im Tiefschnee und erinnere mich an meinen eigenen "Schneetiefgang". Mich überkommt die große Lust, auch hier in die Hänge einzutauchen und mein Abenteuer von gestern fortzusetzen. Meine Schneeschuhe habe ich an den Füßen, was also hindert mich? Es ist die Vernunft, denn Leichtsinn hat in diesem Gelände einfach keinen Platz. Da ich allein unterwegs bin, unterlasse ich es deshalb, ins freie Gelände einzusteigen. Dafür wird es wieder Möglichkeiten geben, mit der Bergschule bei nächster Gelegenheit. Stattdessen genieße ich sehr intensiv auf der großen Wanderrunde den Anblick der weißen Landschaft unter mir und des endlos blauen Himmels über mir. Ich erlebe und genieße Ruhe, Weite, Licht und den hautnahen Kontakt zur winterlichen Natur und nutze die eine oder andere aufgestellte Ruhebank für eine genussvolle Pause.

Sicht ins Allgäu | ©  Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Antje Pabst

Immer stärker macht sich an diesem Vormittag einmal mehr ein Gefühl breit, ein Gefühl von Glückseligkeit an einem wirklich perfekten Tag. Es sind die magischen Momente abseits des Rummels, die diesen Tag so besonders machen.

Schließlich noch ein kurzer Abstecher auf das Hahnenköpfle, das Gipfelkreuz umarmen, den Blick zum Bodensee mitnehmen und dann wird es schon wieder Zeit. Mit einer gehörigen Portion Sonne auf der Haut und noch viel mehr Sonne im Herzen lasse ich mich schließlich von den Sesselliften wieder gemütlich nach unten „lifteln“, während alles, was Bretter unter den Füßen hat, mit hörbarem Spaß den sportlichen Weg über die Pisten nach unten nimmt.

Noch heute, gut eine Woche danach, durchströmt mich das Glücksgefühl, wenn ich an diesen Tag denke und meine Fotos dazu anschaue. Sie kennen das Gottesackerplateau und seine malerischen Schneedünen? Prima – wann sehen wir uns wieder? Sie kennen diese traumhafte Winterlandschaft noch nicht? Dann lade ich Sie herzlich ein, denn:

So schön ist`s im Kleinwalsertal – dem Himmel ganz nah!

Schneeschuhtour Schwarzwassertal | ©  Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Antje Pabst

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