Alpabtrieb im Kleinwalsertal | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Frank Drechsel

06. Sep. 2023 · Kultur
Katharina Kleiter

Das Ende der Sommerfrische

Herbstzeit ist Alpabtrieb-Zeit. Doch was genau verbirgt sich eigentlich hinter diesem unvergesslichen Schauspiel, das auf eine lange Tradition zurückblickt und das Gäste & Einheimische gemeinsam feiern? 

Alpabtrieb im Kleinwalsertal | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Frank Drechsel

Erste in gold-getauchte Baumspitzen, Morgentau und eine kühle Brise. Der Herbst steht vor der Tür. Für das Vieh im Kleinwalsertal bedeutet das, die saftigen Alpwiesen wieder gegen die heimischen Ställe im Tal einzutauschen. Mit dem 19. September geht jedes Jahr der Alpsommer im Kleinwalsertal offiziell mit dem Alpabtrieb zu Ende.

Über 500 Tiere von drei verschiedenen Alpen treffen dann im Tal ein. Ein beeindruckender und bewegender Moment, vor allem für die Hirten, die den Sommer mit den Tieren auf der Alpe verbracht haben. In die Zufriedenheit über das Ende eines hoffentlich erfolgreichen Alpsommers mischt sich dann auch immer ein wenig das Gefühl von Wehmut, dass die Tage auf der Alpe vorbei sind.

Kranzkühe beim Viehscheid im Kleinwalsertal | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Frank Drechsel

Gab es während des Alpsommers kein Unglück bei Mensch und Tier, wird die Herde beim Alpabtrieb von einem Kranzrind angeführt. Dieses Tier - zu dem man im Kleinwalsertal übrigens Maierend oder Maiachua sagt - trägt einen großen, aufwändig gefertigten Kopfschmuck, der meist aus Alpenrosen, Blumen, Latschenkiefer oder Silberdisteln besteht. 

Um die Hälse tragen die Kühe große, aus einem Stück gegossene Glocken, deren kräftiges Läuten böse Geister abwehren soll. Die Jungtiere tragen hingegen Chlepfa (Schellen) aus Blech, die zum Alpabtrieb oft besonders groß und schmuckvoll, mit reich verzierten Riemen, sind.

Vieh beim Alpabtrieb | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Frank Drechsel

Jahr für Jahr dann ein echter Gänsehaut Moment: Wenn sich schon von Weitem durch das Gedröhn der Glocken die Ankunft der Herden im Tal ankündigt. Am Scheidplatz angekommen wird dann das Vieh an die Eigentümer übergeben: Der Hirte, der jedes einzelne Tier kennt, ruft den Besitzer auf, der sein Tier übernimmt, um es nach Hause in den Stall zu bringen.

So lange, bis der nächste Alpsommer wieder vor der Tür steht!

 

traditioneller Alpabtrieb im Kleinwalsertal | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Frank Drechsel

Du möchtest gemeinsam mit den Alpverantwortlichen, den Alphirten und allen notwendigen Helfern das Ende des Alpsommers feiern? Am Scheidplatz an der Breitachbrücke in Riezlern erwarten Dich nicht nur viele Tiere, sondern auch ein Bauern- und Krämermarkt mit landwirtschaftlichen Artikeln, Live-Musik und feine Produkte der Walser Buura
 

Die voraussichtliche Ankunft der Alpen am Scheidplatz ist wie folgt: 
 

Dienstag, 19. September 2023 ab 09:30 Uhr am Scheidplatz an der Breitachbrücke in Riezlern:

  • ALPE BÄRGUNT | Ankunft ca. 09:30 Uhr
  • ALPE GALTÖDE | Ankunft ca. 13:00 Uhr
  • ZWERENALPE | Ankunft ca. 11:30 Uhr
Liebe Alpabtrieb Besucher,
der Alpabtrieb bedeutet für die Helfer, Landwirte und die Tiere eine Stresssituation und alle Besucher werden um erhöhte Vorsicht und die nötige Zurückhaltung gebeten - besonders beim Verladen der Tiere, bevor sie in ihre gewohnten Zuchtbetriebe zurückkehren.
Bitte beachte, dass es auf der Walserstraße und Schwarzwassertalstraße zu Verkehrsbehinderungen kommt.

DAS KLEINE ALPABTRIEB-ABC

ALP
Damit sind Bergweiden inklusive der Unterkunft für Hirten und Vieh gemeint. Meist nur während der Sommermonate bewirtschaftet.

ALP ODER ALM?
Während man in Bayern und im übrigen Österreich von einer Alm spricht, wird hier, im alemannischen Sprachraum, der Begriff „Alpe“ verwendet. Der Walser verschluckt zudem das „e“.

ALPMAISCHTER (Alpmeister)
Ist für die Verwaltung des gemeinschaftlichen Alpbesitzes zuständig.

CHLEIHIRT (Kleinhirte)
Helfer des Hirten, sind sehr oft Schüler während der Sommerferien.

CHLEPFA
Aus Blech gefertigte Schelle, die unterschiedliche Größen haben kann. Zum Alpabtrieb werden den Tieren oft besonders große und schmuckvolle Schellen mit reich verzierten Riemen angelegt.

CHUA (Kuh)
Weibliches Rind, hat mindestens einmal gekalbt und produziert somit täglich Milch.

GALTVEE
Jungvieh, das noch keine Milch gibt.

GALTALP
Hochalpe, auf der nur Galtvieh gehalten wird.

GLOCKE
Ist meist kleiner als eine Chlepfa, klingt heller und wird aus einem Stück gegossen. Die Schelle ist für Jungtiere, die Glocke hingegen für Milchkühe.

MATEESTAAG
21. September (Matthäus), ursprünglich der Tag des Alpabzuges.

MAIAREND, MAIACHUA (Kranzrind)
Festlich geschmücktes Rind, das die Herde beim Alpabtrieb anführt, wenn während des Sommers kein Unglück bei Mensch und Tier zu beklagen war.

SÄNNALP (Sennalpe)
Alpe, auf der Kühe gehalten werden. Die Milch wird vor Ort verarbeitet (Käse, Butter...).
 

Junghirten auf der Bärgunt | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Andre Tappe

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