Auf Kufen durch die Märchenlandschaft
Eine tief verschneite Landschaft, unter den Kufen knirscht der Schnee, ein erfrischender Windhauch im Gesicht... Begeben Sie sich mit uns auf eine Schlittenfahrt, die unvergessen bleibt.
Wie alles Begann
Ich hatte mich telefonisch bei Peter Hammerer zu einer Schlittenfahrt angemeldet und mir damit einen lang gehegten Mädchentraum erfüllt: Winter, Sonne, Pferde, Schlitten – ein Prinz würde hier nur stören… Während unseres Telefonats wollte ich dann auch gleich beim „Rosserer“, wie man im Oberbayerischen sagt, ein wenig mit meinem „Wissen“ über die Noriker angeben um ihn ein wenig zu beeindrucken. Peter verstand und meinte: „Denn konnscht halt a bizzle vor Zwei an Hof, denn ka i dir no d´Roos zeiga, wenn di des so intressiert.“ Eine Ausnahme übrigens, weil ich ja darüber schreiben wollte, sonst hat keiner Stallzutritt. Wer sich für eine Schlittenfahrt anmeldet, kommt zur ausgemachten Zeit auf den Hof, der Schlitten ist dann schon hergerichtet, die Pferde eingespannt und der Peter nicht weit, so dass es gleich losgehen kann.
Stall-Tour
Bevor ich mit den beiden Norikern Lola und Ricardo auf Kuschelkurs gehen kann, werde ich in den Stall geführt und einigen Gebirgskaltblütern vorgestellt: Da stehen Satan und Hoffeldhof, zwei stolze Deckhengste, Wallach Pezi und im nächsten Raum die Stuten Lolita und Fiona. Weiter kommen wir nicht, es ist gleich 14 Uhr und Peter will pünktlich starten. Pezi stampft empört in seiner Box mit dem Huf auf, er verlangt nach mehr Heu, Peter gibt ihm noch eine kleine Extra-Ration, dann geht es wieder hinaus.
Ich nehme auf dem Kutschbock Platz, schließlich will ich ja mit dem Peter über Pferde reden. Peter hat ca. 25 Noriker, so genau kann er das jetzt nicht sagen, weil allein gestern hat er einer seiner Stuten beim „Abfohlen“ geholfen. Peter ist nicht nur Kutscher sondern auch Geburtshelfer und Hufschmied in einer Person. Außerdem hat er noch 4 „Tiroler Grauvieh Kühe“ im Stall stehen – eine alte, robuste Rinderart.
„Luag, siahsch dia Renna, dia bi i den Wenter au scho gfahra, siahsch se? Wart i halt a.“ Peter muss dazu nur marginal die Zügel bewegen, dann halten die beiden schon an und stehen da in aller Ruhe. Ich schau Richtung Hammerspitze und sehe sehr steile Einschnitte im Gipfelbereich – „Da fährst du runter?“, frage ich erstaunt und mit großem Respekt. Der Peter grinst breit. Peter zeigt mir Rinnen, die er schon gefahren ist oder unbedingt mal fahren will, Lola und Ricardo halten mittlerweile bei der bloßen Erwähnung des Wortes „Renna“ automatisch an, damit ich in aller Ruhe das Couloir begutachten kann, wo sich ihr menschlicher Herdenführer mit Ski schon in die Tiefe gestürzt hat. Ich bekomme bei jeder Rinne, die Peter mir zeigt, große Augen, Lola schnaubt, Ricardo ist alles wurscht – Hauptsache die Stute ist da, und Peter grinst über beide Wangen – winterliche Rinnen und Noriker – mehr braucht der Mann nicht für sein Glück, denke ich mir.
Jedes Märchen hat ein Ende...
Mittlerweile biegen wir wieder auf den Hof ein – Haselnüsse sind weder Peter noch mir bei unserer Fahrt in den Schoß gefallen und auch kein Äffchen hat uns einen Streich gespielt, doch die Geschichten vom Rosserer samt seinem unbekümmerten, jungenhaften Gemüt und sein schelmisches Grinsen haben viel von den bunten, sorgenfreien Kinderserien, die ich so geliebt habe, und immer noch gerne gucke ... Ich bedanke mich bei Peter, knautsche Ricardos weiche Pferdeschnauze und flüstere Lola noch ins Ohr, dass sie eine tolle Pferde-Mama wird. Dann bin ich wieder im Hier und Jetzt – die nächste Gruppe kommt auf den Hof, sie haben Proviant mitgebracht und sind ebenfalls schon voller Vorfreude. Ich wüsste zu gern, welche Filmtitel ihnen durch den Kopf gingen, als sie Peter und Ricardo gesehen haben...
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...und weitersagen