Die Sprache - Ein altes Walsererbe
Bianca Schuster über den Walser Dialekt.
"Traditionsbewusst" ist wohl die Eigenschaft welche meinen Vater, einen waschechten Walser, am besten beschreiben würde. "Temperamentvoll" passt zu meiner Mama, eine echte Oberallgäuerin. Beiden Elternteilen war "Ihr" Dialekt sehr wichtig, dies erklärt heute wahrscheinlich auch den eigentümlichen Mix meines Dialekts, dem man weder die eine noch die andere Herkunft zuschreiben kann.
Über die unterschiedlichen Sprechweisen meiner Eltern musste ich oft schmunzeln, mein Papa sprach z.B. über "hängera/ gmüatle/ ogschikt" und meine Mama über "huigarte/ diege/ gischplig," (rege Unterhaltung/ gemütlich/ ungeschickt).
Mit steter Mühe versuchte mein Papa meinen Geschwistern und mir den Walser Dialekt nahezubringen.
Was bei den älteren sich noch als recht fruchtbar zeigte, hatte bei uns jüngeren Kindern leider nicht den erhofften Erfolg. Er musste sich eingestehen, dass seine Ausdauer nicht genügte, um meine sprachlichen Wurzeln wirklich fest zu verankern.
Die Walser Mundart ist schwer zu verstehen und ähnlich der am Hochtannberg, in Davos, im Wallis und im Elsass. Sprachwissenschaftler nennen sie Höchstalemannisch.
Leider ist aber gerade die Walser Sprache bedroht oder gar im Verschwinden begriffen (es geht demnach mehreren so wie mir). Viele Einheimische erkennen diese Problematik und es werden Anstrengungen unternommen, um mit dieser Sprache ein wertvolles Stück alpiner Lebensart - und damit auch das wesentliche Element der Walser Kultur - in die Zukunft hinüberzuretten.
Schön zu beobachten ist es aber, das immer mehr "junge Walser" wieder mit Stolz Ihren Dialekt sprechen und diesen hoffentlich mit Liebe und Leidenschaft an ihre Nachkommen weitergeben. Dazu sind mehrere Werke, die sich mit Mundart befassen, erschienen. Merkmale der höchstalemannischen Walser Sprache sind die Verschiebung des "s" zu "sch" (sie = schii, uns = önsch, ünsch oder insch, Eis = lisch, böse = böösch) oder die Wandlung von "-nk" zum weicheren "-ch" (trinken = triicha, denken = deicha). Dazu kommt eine große Zahl besonderer, meist lokal geprägter Ausdrücke.
Eine kleine Leseprobe möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten:
Wer chaa an liaba Gloggachlang so schriiba, wia n er chlengt?
On wer chaa schriiba mit dr Schrift, wia schöö an Amsel sengt?
Dees chaa bi aller liab kän Mänsch, deijch bloos a bitzle naa!
Ond wia mit Glogg ond Voogelsang
Isch s mit dr Walser Schpraach
Wer kann einen schönen Glockenklang beschreiben, wie er klingt?
Und wer kann schreiben mit der Schrift, wie schön eine Amsel singt?
Das kann bei aller Liebe kein Mensch, denkt doch nur ein bisschen nach!
Und wie mit der Glocke und dem Vogelgesang ist es mit der Walser Sprache.
Haberilla Wüstner-Linder
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