09. Apr. 2024 · Genuss & Kulinarik
Gastautor

Hinter den Kulissen des Walser Wassers

Hahn auf. Wasser marsch. Draußen der tosende Fluss, das plätschernde Bächlein. Das Prasseln des Regens auf dem Dach. Wasser ist unser täglicher Begleiter. Meist still und leise. In den Bergen unserer Breitengrade gefühlt immer verfügbar. Und doch ist es so viel mehr als eine einfache Ressource, die wir aus dem Hahn zapfen, um unseren Durst zu stillen. 350 Liter fließen in einem österreichischen Hotel im Durchschnitt pro Zimmer pro Tag. Klingt nach viel? Ist es auch! Wo kommt dieses Wasser im Kleinwalsertal her? Und ist es wirklich so gut?

So flüssig ist das Kleinwalsertal

Aus unseren heimischen Leitungen fliest klarstes, sauberes Trinkwasser. Der Spatenstich für eine öffentliche Trinkwasserversorgung im Kleinwalsertal erfolgte im Jahr 1954 durch die Fassung der Quelle „Chalts Bächle“ in Mittelberg auf dem Höhenweg zwischen Mittelberg und Baad. Bächle klingt ziemlich klein. Sie ist tatsächlich der größte von fünf natürlichen Wasserlieferanten. Sie liefert fast ein Drittel der Wasserversorgung im Kleinwalsertal. Das sind etwa 450.000 Kubikmeter pro Jahr.

Etwa bis zu 80 Liter in der Sekunde fließen konstant aus dem kalten Bächle.

Doch wie kommt das Wasser eigentlich zur Quelle? Die Antwort ist einfach: Von oben. Regen und Schmelzwasser dringen in die obersten Gesteinsschichten ein und versickern langsam. Es fließt durch Risse, poröses Gestein und Spalten. Dort wird es gefiltert, gereinigt und mit Mineralien angereichert. Bis es sich schließlich in einem Reservoir sammelt. Ist der Wasserspiegel hoch genug und der Druck stark genug, tritt es als Quelle aus dem Berg.

Bergbach im Wandergebiet Kleinwalsertal | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Oliver Farys

Die Wege des Wassers

Das Kleinwalsertal und Vorarlberg sind reich an Wasser. Aktuell wird nur ein winziger Teil der Niederschlagsmenge für Haushalte, Industrie und Landwirtschaft genutzt, nämlich etwa 1 %. Das entspricht in ganz Vorarlberg etwa 57 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Ein Großteil dieses Wassers gelangt über Kanalisationssysteme in Kläranlagen, wo es gereinigt wird, bevor es zurück in die Gewässer fließt.

Schon gewusst? Das Walser Wasser gelangt bis ins Schwarze Meer. In Vorarlberg verläuft die große Europäische Wasserscheide vom Hohen Ifen bis zum Arlberg. Flüsse östlich dieser Linie, wie die Breitach und der Lech, fließen nicht in den Bodensee und weiter in den Rhein, sondern in die Donau, die schließlich ins Schwarze Meer mündet.

 

Mehr als nur nass. Der wahre Wert von Wasser.

Wasser ist neben Sauerstoff der grundlegende Baustein unseres Lebens. Doch oft nehmen wir die Ökosystemleistungen, die Wasser erbringt, als selbstverständlich hin. Es lohnt sich, genauer auf den wahren Wert von Wasser zu schauen.

Wasser ist an nahezu allen Ökosystemleistungen beteiligt, angefangen bei der Bereitstellung von sauberem Frischwasser für unsere täglichen Bedürfnisse bis hin zur Unterstützung von Nährstoffkreisläufen und der Bodenbildung. Es spielt auch eine wesentliche Rolle bei der Regulierung des Klimas und dem Erhalt der Biodiversität. Das wiederum ist entscheidend für die Vermeidung von Krankheiten und die Lebensqualität der Menschen.

Gottesacker | © Kleinwalsertal Tourismus eGen | Fotograf: Frank Drechsel

Die ökologische Partnerschaft von Wald und Wasser

In den Karstgebieten am Ifen und Gottesacker fließt das Regenwasser schnell unterirdisch ab. Es speist direkt unsere Bäche und Flüsse. Ganz anders im Wald: Wie ein großer Schwamm speichert Waldboden das Wasser, sodass es nur sehr langsam ins Grundwasser sickert. Der Boden hat außerdem eine sehr wirksame Filterleistung, sodass das Grundwasser im Wald für die Versorgung mit Trinkwasser genutzt werden kann. 

Das Elixier des Lebens. Warum Wasser nicht nur Durst löscht

Nicht nur für die Umwelt spielt Wasser eine Rolle. Leitungswasser ist gesund. Punkt. Bergquellwasser noch besser als gekauftes Wasser aus der Flasche. Keine Frage, oder? Ehrliche Antwort: Es kommt darauf an. Fest steht: Wasser, egal ob aus der Flasche oder aus der Leitung, ist eine natürliche Quelle wichtiger Mineralstoffe, die für die Gesundheit unseres Körpers unerlässlich sind. Es bietet eine natürliche und oft reichhaltige Zufuhr von Mineralstoffen wie Kalzium, Magnesium und Kalium.

Diese Mineralstoffe spielen eine entscheidende Rolle bei verschiedenen Körperfunktionen. Kalzium ist wichtig für starke Knochen und Zähne, während Magnesium die Muskel- und Nervenfunktion unterstützt und zur Regulierung des Blutdrucks beiträgt. Kalium ist entscheidend für die Aufrechterhaltung des Flüssigkeitshaushalts und die Funktion von Herz und Nieren.

Für Sportler nach der nächsten Wanderung besonders relevant: Durch das Schwitzen haben wir einen erhöhten Wasser- und Mineralstoffbedarf. Und natürlich ist Wasser an sich für die Körperfunktionen essentiell. Pro Kilogramm Körpergewicht werden 30-40 ml Wasser am Tag empfohlen.

Blick aufs Etikett – hinter den Kulissen des Walser Wassers

Hätte unser Walser Leitungswasser ein Etikett – was würdest Du darauf finden? Und wie sieht das im Vergleich zu namhaften Wasserherstellern aus?

Der Vergleich zeigt: Unser Leitungswasser muss sich bei der Gegenüberstellung nicht verstecken. Es zeigt aber auch, dass es nicht möglich ist, eindeutig zu sagen, ob Mineralwasser oder Leitungswasser gesünder ist. Die Qualität und der Mineralstoffgehalt von Leitungswasser variieren je nach Region. Das gleiche gilt für Flaschenwasser: Jede Marke hat eine andere Zusammensetzung. Die Entscheidung hängt von persönlichen Vorlieben und den individuellen Bedürfnissen ab. Gemessen am Tagesbedarf müsste man sehr viel Wasser trinken, um nur durch Wasser die Mineralstoffe abzudecken. Die Bedeutung von Wasser, auch Mineralwasser, als DIE Mineralstoffquelle, wird also überschätzt. Über eine abwechslungsreiche, regionale und saisonale Kost kannst Du diese in ausreichender Menge aufnehmen.  

Und was spricht für das Leitungswasser?

Ganz einfach: Wenn wir an die Umwelt und das Klima denken, ist Leitungswasser die umweltfreundlichere Wahl. Laut der deutschen Verbraucherzentrale belastet der Konsum von Mineralwasser das Klima im Durchschnitt 600-mal stärker als der Konsum von Leitungswasser. Und auch den Geldbeutel. Außerdem ist es ganz schön anstrengend, regelmäßig die gekauften Flaschen in die Wohnung zu schleppen. Und nicht zuletzt ist es auch beruhigend zu wissen, dass das Wasser, das rund um die Uhr aus unseren herrlichen Bergen fließt, einfach durch das Öffnen des Wasserhahns verfügbar ist. Wir sind überzeugt, dass man den Unterschied schmeckt!

… und diesem Luxus kann niemand so schnell das Wasser reichen.